Trainingsbereiche verstehen – und gezielt besser werden

Warum klug gesteuerte Intensitäten der Schlüssel zu Ausdauer, Leistung und Regeneration sind

Im Ausdauertraining geht es nicht nur darum, wie viel du trainierst – sondern vor allem wie. Die entscheidende Frage: In welchem Intensitätsbereich bewegt sich dein Training? Denn je nach Puls und Tempo setzt du völlig unterschiedliche Reize in deinem Körper.

Das 5-Zonen-Modell – was du wo trainierst

In der Leistungsdiagnostik teilt man das Training oft in fünf Herzfrequenz- oder Leistungszonen ein. Jede Zone verfolgt einen anderen Zweck:

Zone 1 – Regeneration / sehr locker

Diese sehr niedrige Intensität dient der aktiven Erholung. Hier wird fast ausschließlich Fett verbrannt, der Kreislauf bleibt stabil, und du bereitest dich auf neue Reize vor.

Zone 2 – Grundlagenausdauer / locker

Das Fundament deiner Ausdauerleistung. Dein Körper lernt, effizient mit Sauerstoff umzugehen und Fett als Energiequelle zu nutzen. Ideal für lange, ruhige Einheiten.

Zone 3 – aerob-anaerober Übergang / zügig

Hier bewegst du dich zwischen lockerem Ausdauertraining und intensiver Belastung. Die Energie kommt zunehmend aus Kohlenhydraten, Laktat beginnt sich langsam anzusammeln. Gutes Tempo für Wettkämpfe im Wohlfühlbereich – aber als Trainingsbereich eher kritisch (siehe unten).

Zone 4 – Schwellentraining / hart

In dieser Zone trainierst du deine Laktattoleranz und verschiebst deine anaerobe Schwelle. Dein Körper lernt, mit hoher Belastung länger umzugehen. Wichtig für Tempoarbeit und Wettkampfhärte.

Zone 5 – VO₂max / sehr hart

Sehr intensive Intervalle zur Verbesserung deiner maximalen Sauerstoffaufnahme. Diese Einheiten sind kurz, fordernd und bringen hohe Anpassungsreize – aber brauchen auch viel Erholung.

Wieviel wovon? – Das 3-Zonen-Modell als Leitplanke

Um das Training praktikabler zu steuern, fasst man die fünf Zonen oft in drei zusammen:

  • Zone 1: alles unterhalb der aeroben Schwelle → „locker“
  • Zone 2: zwischen aerober und anaerober Schwelle → „mäßig/hart“
  • Zone 3: oberhalb der anaeroben Schwelle → „hart bis maximal“

Dabei hat sich ein Prinzip besonders bewährt: das polarisierte Training.

Polarisiertes Training – 80/20 für mehr Erfolg

Beim polarisierten Training werden rund 80 % des Trainings locker (Zone 1) und 20 % intensiv (Zone 3) gestaltet. Die mittlere Zone – das berühmte „Graue Tempo“ – wird bewusst gemieden. Warum?

  • In Zone 2 ist der Reiz oft zu intensiv für Erholung, aber zu gering für Fortschritt.
  • Training in Zone 1 verbessert die Grundlage, ohne den Körper zu belasten.
  • Die harten 20 % sorgen für Leistungssteigerung durch gezielte Spitzenreize.

Besonders im Grundlagenaufbau (Herbst/Winter) ist diese Methode effektiv: viel ruhig, wenig hart – aber beides gezielt.

Mit weniger Trainingsaufwand mehr erreichen: Lass auch du deine Trainingsbereiche ermitteln und trainiere mit System.

Wettkampfvorbereitung – wann die Mitte Sinn macht

Je näher der Wettkampf rückt, desto relevanter wird Zone 2 (Schwellenbereich). Denn: Hier liegt meist deine geplante Wettkampfgeschwindigkeit – z. B. im 10 km Lauf-Tempo. Jetzt geht es darum, ökonomisch genau dieses Tempo zu halten, ohne zu früh zu ermüden.

Das bedeutet:

  • 4–6 Wochen vor dem Wettkampf darfst (und sollst) gezielt in dieser mittleren Zone trainieren.
  • Schwellenläufe, Tempodauerläufe oder wettkampfspezifische Intervalle rücken jetzt in den Fokus.
  • Danach folgt eine Tapering-Phase mit reduziertem Umfang, aber gezielten Reizen in Wettkampfnähe.

Fazit – Vielfalt, aber mit System

Jeder Trainingsbereich hat seine Berechtigung – entscheidend ist das richtige Verhältnis. Die meisten Hobbysportler trainieren zu oft im „Mittelfeld“ und verpassen damit die Chance, echte Fortschritte zu machen:

Who trains too hard on easy days will train too easy on hard days

Mein Tipp: Lass deine individuellen Schwellen im Labor bestimmen, passe deine Trainingsbereiche gezielt an – und trainiere mit Plan statt mit Gefühl. So machst du jede Minute auf der Laufstrecke oder dem Rad doppelt wertvoll.

Beispieltrainings

So sieht Training in den Zonen konkret aus.

Zone 1 – Locker, Grundlage, Fettstoffwechsel

  • 60–90 min lockerer Dauerlauf oder Grundlageneinheit auf dem Rad
  • Spaziergang oder Radfahrt zur aktiven Regeneration
  • Longrun mit sehr ruhigem Starttempo

Zone 2 – Tempodauerlauf, Wettkampftempo, Schwellentraining

  • 30–60 min zügiger Lauf im Halbmarathon-Renntempo
  • 3×10 min „Sweet Spot“-Intervalle mit kurzen Pausen
  • Fahrtspiel mit längeren zügigen Abschnitten

Zone 3 – Intervalltraining, VO₂max, Anaerobe Belastung

  • 4×4 min Intervall im 5-km-Renntempo
  • Bergläufe oder kurze Hügel-Sprints
  • 30/30-Intervalle (30 sek schnell, 30 sek locker)

Mit weniger Trainingsaufwand mehr erreichen: Lass auch du deine Trainingsbereiche ermitteln und trainiere mit System.