Testbatterie Segelsport

Neben taktischem Urteilungsvermögen, Agilität und Erfahrung am Wasser welche nur schwer über Tests zu überprüfen sind, spielt für eine gute Segelleistung auch die physische Fitness zu welcher Kraft, Kraftausdauer, Ausdauer und Balance zählen, eine wichtige Rolle! Im Folgenden möchten wir daher eine durch Studien gestützte Testbatterie vorstellen, welche physische Schlüssel-Leistungs-Indikatoren für das Segeln testet um dadurch einen Status-Quo der Mannschaft erheben zu können. Basierend auf den Ergebnissen können anschließend sinnvolle Trainingsinterventionen ausgesprochen werden.

Anforderungsprofil & Testung

Ausdauerfähigkeit

Um die Ausdauer zu testen, bieten sich eine sogenannte Spiroergometrie (Atemgasanalyse) an. Dabei kommt es am Radergometer zu einer maximalen Ausbelastung der Athleten und Parameter wie Fettstoffwechsel und die VO2max (maximale Sauerstoffaufnahme) werden festgehalten. Bojsen-Møller und Kollegen konnten zeigen, dass die VO2max bei Profiseglern (Olympiateilnehmern) zwischen 57-65ml/kg/min liegt. Rund die Hälfte des Rennens halten sich die Athleten bei 40-60% ihrer VO2max auf, 30-40% des Rennens werden bei einer VO2max zwischen 60-80% absolviert. Nicht ganz 10% sind über 80% VO2max und die restlichen 20-30% des Rennens liegen unterhalb 40% VO2max. (vgl. Bay et al. 2018)
Somit zeigt sich, dass die allgemeine Anforderung der Ausdauer zwar eher durchschnittlich hoch ist, bei Wendemanövern aber aufgrund der Segelzüge deutlich nach oben schießt. Aus dieser Perspektive macht es daher Sinn, den Momentanen Stand der Ausdauerleistungsfähigkeit zu evaluieren und gegebenenfalls im Trainingsplan zu priorisieren.

Ein weiterer wichtiger Leistungsparameter ist die Ermüdungsresistenz der Zugmuskulatur. Diese kann über einen lokalen Muskelausdauertest ermittelt werden:

  • Isometrischer Zugtest: Der Athlet mit genormten Schulterwinkel, 30 Sekunden gegen einen unüberwindbaren Widerstand. Der Kraftabfall von Sekunde 1 bis Sekunde 30 in Prozent, spiegelt den sogenannten Ermüdungsindex wider.

Vangelakoudi und Kollegen haben signifikante Unterschiede zwischen Nationalteam-Athleten und Club-Athleten bezogen auf den Ermüdungsindex feststellen können.

Kraftfähigkeit

Eine wichtige Komponente athletischer Leistungsfähigkeit ist die maximale Kraftfähigkeit des Systems: Körper. Wenngleich die Maximalkraft im Segelsport eine geringere Rolle spielt als wie beispielsweise im Fußball oder Handball, korreliert die maximale Kraftfähigkeit bestimmter Muskelgruppen mit der Segelleistung. (vgl. Bojsen-Møller 2015).

  • Rumpfkraft: Gerade was die Wendigkeit betrifft sind Rumpfmuskeln essentiell. Mit Hilfe der Geräte von der Firma David können isometrische Maximalkrafttestungen gezielt für Rückenstrecker, Rumpfbeuger und Seitrotation durchgeführt und ausgewertet werden.
  • Rumpfkraft: IMTP: Der mittlere Oberschenkelzug testet die Maximalkraft des gesamten Körpers. Dieser Test ist eine gute Ergänzung zu den oben erwähnten, da der Unterkörper hierbei im Verbund mit Rumpf und Oberkörper agiert.

Balance

Die schneller Seitwechsel und Manöver am unruhigen Boot ziehen eine hohe Anforderung an die Gleichgewichtsfähigkeit nach sich. Über einen Gleichgewichtstest könnte, wenn auch nicht spezifisch, ein Basislevel der Balancefähigkeit erhoben werden.
Dabei fällt der Athlet aus einer Höhe von 30cm auf eine Kraftmessplatte. Diese kann ermitteln, wie lange es dauert, bis der Massenschwerpunkt wieder im Equilibrium ist.

Du hast weitere Fragen oder interessierst dich für eine Leistungsdiagnostik um dein Training zu optimieren? Dann melde dich bei uns. Wir helfen dir gerne weiter.

Alle Testungen nochmals im Überblick

  • Isometrischer mittlerer Oberschenkelzug (IMTP) → Maximalkraft gesamter Körper
  • Isometrische Rotation → Maximalkraft der Oberkörperrotation (gemessen li & re)
  • Isometrischer Rückenstreckung → Maximalkraft der Rückenstrecker
  • Isometrische Rumpfbeuge → Maximalkraft der Wirbelsäulenflexion
  • Isometrischer horizontaler Zug → Maximalkraft der Zugmuskulatur + Ermüdungsindex
  • Rampentest → VO2max

Quellen

J. Bojsen-Møller, B. Larsson, S. Peter Magnusson, P. Aagaard (2007) Yacht type and crew-specific differences in anthropometric, aerobic capacity, and muscle strength parameters among international Olympic class sailors, Journal of Sports Sciences, 25:10, 1117-1128.

J. Bojsen-Møller, B. Larsson, P. Aagaard (2015) Physical requirements in Olympic sailing, European Journal of Sport Science, 15:3, 220-227.

J. Bay, J. Bojsen-Møller, N.B. Nordsborg (2018) Reliable and sensitive physical testing of elite trapeze sailors. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports.

J.G. Bourgois, M. Callewaert, B. Celie, D. De Clercq, J. Boone (2015) Isometric quadriceps strength determines sailing performance and neuromuscular fatigue during an upwind sailing emulation, Journal of Sports Science.

A. Vangelakoudi, I. Vogiatzis, N. Geladas (2007) Anaerobic capacity, isometric endurance, and Laser sailing performance, Journal of Sports Sciences, 25:10, 1095-1100.