Isometric Midthigh Pull

Ein reliables und effektives Assessment zur Ermittlung der Maximalkraft bei Sportlern im Jugend- und Erwachsenenalter.

Überblick

Als wenig ermüdender, sehr reliabler und einfach durchzuführender Test, ist der isometrische Mid Thigh Pull eine gute Möglichkeit zur Bestimmung der Maximalkraft bei Athleten unterschiedlichen Alters und kann der 1RM Testung mittels Kniebeugen vorgezogen werden.

Viele Studien zeigen, dass etliche Leistungsvariablen wie zum Beispiel die Sprintleistung oder die vertikale Sprunghöhe maßgeblich von der Maximalkraft beeinflusst werden. Sowohl einen Ist-Zustand für den jeweiligen Athleten zu erheben, als auch seine Leistungsfortschritte auf Basis von Trainingsinterventionen zur Steigerung der Maximalkraft zu beobachten, macht aus dieser Perspektive sehr viel Sinn.

Auch als eigenständige Trainingsübung kann der IMPT (so wie auch andere isometrische Modalitäten) eingesetzt werden, um Kraft, Power und Sehnensteifigkeit zu erhöhen.

Was ist der IMPT?

Eine maximal isometrische „Muskelkontraktion“ erlaubt es, höhere Maximalkraftwerte zu erzeugen, als es bei dynamischer Muskelarbeit möglich wäre. Aus diesem Grund wird der IMPT gerne dazu verwendet, die Maximalkraft von Athletinnen zu messen. Der Athlet zieht dabei 3-5 Sekunden so stark wie möglich an einer fixierten Langhantel an. Steht dem Anwender eine Kraftmessplatte zur Verfügung, können Maximalkraft, Relativkraft und die Rate der Kraftentwicklung, Dauer zur Erreichung der Maximalkraft usw. untersucht werden.

Wichtigkeit des IMPT’s?

Mittels IMPT können kritische Variablen sportlicher Leistungsfähigkeit erhoben werden. So gibt es eine starke Korrelation zwischen Maximalkraft und der Sprintleistung, als auch der Rate der Kraftentwicklung und Sprunghöhe.

Natürlich darf der IMPT auch kritisch gesehen werden, denn schließlich testet er den Athleten nicht über eine sportartspezifisch dynamische Muskelkontraktion. Eine Untersuchung von Khamoui lässt aber darauf schließen, ob sich isometrische Leistungen sehr wohl in dynamischen Geschwindigkeits- und Zeitcharakteristika sportlicher Aktivtäten widerspiegeln.

Vergleicht man den IMPT mit der dynamischen 1RM Testung der Kniebeuge, ist Ersterer sicherer und einfacher in der Durchführung. Athleten könnten sich aufgrund ungünstiger Körpersegmentverhältnisse (z.B. wegen Längenwachstum in der Pubertät), nicht ausreichender Mobilitätsanforderungen oder mangelnder technischer Erfahrung wegen eines geringen Trainingsalters (z.B. Kinder und Jugendliche) in der Kniebeuge unwohl fühlen. Hier kann der IMPT eine schnelle und einfache Alternative schaffen.

Der IMPT ist auch sehr zeiteffizient und erfordert einen 3-5 Sekunden langen Zug der Athletin wohingegen eine dynamische 1RM Testung auch bis zu 30min dauern kann. Die Kürze der Testung mittels IMPT erlaubt dementsprechend eine hohe Anzahl an Testungen pro Zeiteinheit.

Der IMPT ist eine gute Möglichkeit um den Outcome gewisser Trainingsinterventionen zu überprüfen. Aus einer Maximalkraftphase kommend, wäre von dem Athleten zu erwarten, dass sich seine Maximalkraftleistung beim IMPT nach der Intervention erhöht hat. Bleibt hingegen eine Verbesserung aus, sollte das entsprechende Maximalkrafttraining überarbeitet und neu aufgesetzt werden.

Aus einer Schnellkraftphase kommend, wäre von dem Athleten zu erwarten, dass sich seine Rate der Kraftentwicklung beim IMPT nach der Intervention erhöht hat. Das bedeutet es ist ein höherer Kraftwert und demnach auch Kraftanstieg in der ersten Phase des Zugs (bei 50ms, 100ms, 150ms) zu erwarten. Bleibt eine Verbesserung aus, sollte das entsprechende Schnellkrafttraining überarbeitet und neu aufgesetzt werden.

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Durchführung des IMPT’s

Beim IMPT muss der Athlet für 3-5 Sekunden mit maximal willkürlichem Einsatz gegen die Langhantel ziehen. Ein standardisiertes Testprotokoll ist dabei für die Reliabilität unumgänglich.

Ausrüstung:

  • Kraftmessplatte (Low Budget Kranwaage)
  • IMPT Rack oder Powerrack

Nach einem standardisierten Aufwärmen wird der Athlet für die Testung eingerichtet. Die Position sollte den zweiten Zug beim Gewichtheben imitieren. Der Name Isometric Mid Thigh Pull, lässt darauf schließen, dass sich die Hantelstange bei gestreckten Armen auf Höhe der Mitte des Oberschenkels befinden sollte.

Der Kniewinkel liegt zwischen 124°-140° und der Hüftwinkel bei rund 150°. Der Oberkörper sollte nicht komplett vertikal stehen, sondern um 5-10° nach vorne geneigt sein, sodass sich die Schulter leicht vor der Hantelstange befindet.

Zughilfen sind dringlich empfohlen und verhindern, dass die Griffkraft zum limitierenden Faktor wird! Je nach Software der Kraftmessplatte ist ein ruhiger Stand von 1-2 Sekunden erforderlich.

Nach einem Kommando: 3,2,1, Los beginnt der Athlet mit voller Kraft an der Hantel nach oben zu ziehen, ohne dass sich dabei die Körperwinkel ändern. Es kann also Sinn machen, den Fokus von den Händen mehr in Richtung der Füße zu legen und dem Athleten zu sagen, er solle mit den Füßen so stark wie möglich in den Boden drücken (alla Beinpresse/Kniebeuge).

Generell sind 2-3 maximale Züge – getrennt von einer dreiminütigen –  Pause empfohlen.

Mögliche Probleme

Auch wenn der IMPT Einsicht in zahlreiche leistungsbezogene Variablen erlaubt, benötigt es einiges an speziellem Equipment (Kraftmessplatte, IMPT Vorrichtung, …).

Ebenfalls zu bedenken ist, dass bei diesem Test rein die Kraft welche in vertikale Richtung wirkt widergespiegelt wird. Die Daten auf andere Bewegungsebenen (horizontal, transversal) zu transferieren, ist dabei mit Vorsicht zu genießen. Valider wären Testungen welche auch die horizontale Kraftkomponente ablichten könnten, denn im Sport treten häufig multidirektionale Kraftvektoren auf.

Auch wenn der Test selbst eine hohe Reliabilität aufweist, kann das Ergebnis durch eine kleine Abwärtsbewegung unmittelbar vor dem Zug, das Ergebnis verfälschen. Dadurch wird der Dehnungsverkürzungszyklus „ausgelöst“ wodurch die Spitzenkraft höher ist, als ohne der leichten „Anwippbewegung“. Generell erkennt man dies sehr gut im Kraft-Zeit Verlauf, da die Kraft vor dem Beginn des Zuges leicht absinkt.

Wie bei jeder Testung ist es sinnvoll den Athlet an das Gerät oder die Übung einzugewöhnen. 2-4 submaximale Züge im Bereich 50-70% Fmax können daher Sinn machen um das Maximum an Leistung herauszukitzeln.

Abschließende Gedanken

Auch wenn der IMPT ein wunderbares Tool mit hoher Test-Retest-Reliabilität und vielen Informationen ist, so zählt am Ende immer die sportliche Leistung. Das bedeutet der IMPT kann nicht nur als Maßnahme für eine Trainingsintervention herangezogen werden, sondern dient gleichzeitig auch der Kontrolle, ob eine gewisse Qualität auch tatsächlich leistungsverbessernd ist.

Beispiel:

Athletin A kommt aus einer Maximalkraftphase, zeigt aber bei einem Retest keine erhöhte Maximalkraft. Ihre Leistung am Feld (Mehr Punkte, mehr Pässe, längere Laufstrecken usw.) haben sich aber verbessert. Diese Information sagt dem Kraft- und Konditionstrainer, dass bei dieser Athletin die Entwicklung der Maximalkraft kein Treiber erhöhter sportlicher Leistung darstellt und hier Ressourcen gespart werden könnten um dadurch mehr in andere Bereiche (Agilität, maximale Sprintgeschwindigkeit, …) die scheinbar mehr zu ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit beitragen, zu investieren.

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Quellen

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